Honduras, Erfahrungen einer Reise mit der Puppenbuehne, Februar 2014

5. - 7.2.

Tegucigalpa, Hauptstadt von Honduras. Wenige Menschen zu Fuss auf der Strasse, Häuser mit Stacheldraht. Ich besuche das Team der peace brigades international, pbi, wo ich auch uebernachte. Ein kleines Team, 4 internationale Freiwillige und eine Koordinatorin. Sie sind noch im Aufbau der Arbeit, das heisst Kontakte knuepfen und Papierkram fuer Visa. Dann besuche ich PROAH, Begleitprojekt fuer Honduras. Auch hier ein Team von 4 Freiwilligen und einer Koordinatorin. Sie begleiten schon laengere Zeit Menschenrechts und soziale Organisationen in Honduras. Seit dem Militaerputsch 2009 ist die Bedrohung gegen MenschenrechtsverteidigerInnen massiv angestiegen und es gab und gibt viele Anfragen auf Schutz durch internationale Praesenz und Information.

Mit pbi Freiwilligen besuche ich einige honduranische Menschenrechtsorganisationen und wir werden überall sehr freundlich und interessiert empfangen. Wo immer ich die Puppenbühne vorstelle, auch gleich Interesse.

8.2.

Von COFADEH werde ich zu einem Menschenrechtsworkshop mit Jugendlichen eingeladen. Das Puppentheater als Auftakt passt gut dazu. Die Jugendlichen organisieren sich für Menschenrechte in ihren Heimatorten. Jugendliche sind in Honduras die meisten Opfer und Täter der Gewalt. Sie erzählen von unterschiedlichen Übergriffen der Polizei. Das Haus von COFADEH liegt wunderschön in den Bergen. Auf dem Grundstück bauen sie ein Gedenkpark an die Verschwundenen der 80er Jahre.

Ein Windpark ist hier von einer spanischen Firma gebaut worden, dann verkauft an eine der Reichen von Honduras. Den Dörfern wurde kostenloser Strom angeboten und 30 Millionen Lempira für ein Sozialprogramm. Das Geld bekam der Bürgermeister und gab es zum Stimmenkauf im Wahlkampf aus. Strom haben die Dörfer auch nicht bekommen. Der wird in unterirdischen Leitungen nach Tegucigalpa verkauft.

9.2.

Sonntag Puppentheater in der Kirche Agape. Einzige der evangelischen Kirchen die gegen den Putsch aussprechen. Dadurch haben sie einige ihrer Mitglieder verloren. Andere aber sind engagiert, sammeln z.b. Hilfen fuer vertriebene Bauern.

 

10. - 11.2.

San Pedro Sula

Silvia holt mich ab im Busbahnhof. Mir faellt auf fast nur Minibusse im oeffentlichen Stadtverkehr zu sehen. Silvia erzaehlt es gab eine Zeit da wurden immer wieder Bushelfer ermordet bis die grossen Busse aufgegeben haben. Nun haben die Kleinbusunternehmer das Monopol und verlangen hoehere Fahrpreise.  Wir fahren nach Rivera Hernandez, eines der gefaehrlichsten Wohnviertel der Welt. Verschiedene Banden bekaempfen sich gegenseitig und Mord ist so normal wie ein Verkehrsunfall.

Obwohl wir in einem Armenviertel sind, haben die Haeuser den selben Stacheldraht wie die Mittelschichtshaeuser. Die Strassen aber sind ungeteert mit Match und grossen Pfuetzen. Gleichzeitig gibt es die modernsten Handys und Fernsehapparate und hungrige Kinder. Ich frage eine junge Frau, welche Chancen hier die Maedchen und Frauen haben. Es gibt eine Maquila, Weltmarktfabrik, da verdienen sie 900 Lempira, ca 35 euro die Woche, sind aber sehr unter Druck, weil viele Leute Arbeit suchen. Als Verkaeuferin auf dem Markt bekommen sie oft noch weniger. Wesentlich mehr verdienen sie dann in verschiedensten Formen von Prostitution.

Wenige schaffen es zu studieren und Arbeit zu bekommen als Lehrerin oder Sekretaerin. Viele junge Leute machen sich auf den schwierigen gefaehrlichen Weg der Migration in die USA. Die Familien brechen auseinander und dann sind es die Banden die Ersatzfamilie bieten und mit Gewalt, Diebstahl, Drogenhandel und Erpresseung hohe Einkommen erziehlen.

Mitten in diesem von Gewalt gepraegten Viertel liegt das Kinder und Gemeindezentrum Paso a Paso, wie eine Oase des Friedens. ca 200 Kinder und Jugendliche kommen taeglich, bekommen zu Essen, Hilfe bei den Schulaufgaben, lernen verschiedene Handarbeiten. Einige bekommen ein Stipendium fuer Schulmaterial. Jugendliche die solch ein Stipendium bekommen helfen dann als Freiwillige im Zentrum.

Muetter wechseln sich ab in der Kueche und versammeln sich regelmaessig um die Arbeit zu koordinieren aber auch zu Beratungen und Fortbildungen. Auch persoenliche Probleme werden behandelt und es gibt psychologische, und wenn moeglich medizinische Betreuung. z.b. kommen StudentInnen die Zahnmedizin studieren um kostenlos Zaehne zu reparieren.

Un taxista de confianza me lleva a la terminal y me cuenta en el camino, 'mira aquí en este parque asesinaron mi hijo, hace como 15 días. Yo no sabía, lo buscamos y después de 3 días lo fui encontrando en la morgue. Lo pude sacar porque tengo conocidos, son complicados los trámites burocráticos que piden, el tenia 21 años, era mi único hijo barón, mis hijas están en Estados Unidos, que vamos hacer... denuncia no... para que... aquí nadie hace denuncia... hay demasiado temor.. '.

Ein Taxi des Vertrauens bringt mich zum Busbahnhof. Der Taxifahrer erzaehlt: Vor 2 Wochen wurde hier mein Sohn ermordet. Ich habe es nicht gemerkt, habe gesucht gefragt. Dann in der Morgue, dem Leichenhaus... zum Glueck kenne ich da jemanden, ohne Beziehung ist es schwer eine Leiche dort herauszuholen... er war 21 Jahre alt, mein einziger Sohn... was soll man tun... so ist das hier. Anzeige nein, hier macht niemand Anzeige, aus Angst...

12.2.

Bus nach Ceiba, Stadt an der Atlantikkueste. Hier werde ich von Coni empfangen, eine Schweizerin die seit Jahren Freiwilligendienst im Gefaengnis leisten. Sie finanziert sich von privaten Spenden aus der Schweiz, ueberwiegend aus ihrem Heimatdorf.

Probleme mit Mobiltelefonen. Ein neues Gesetz gegen Erpressung ist den Empfang der Handys im Umkreis der Gefaengnisse zu stoeren, damit die Gefangenen nicht mehr telefonieren.

Allerdings sind nun die Mobilfunknetze und zum Teil auch internet in vielen kleinen Staedten komplett still, da es in den Stadtzentren Gefaengnisse gibt.

13.2. Besuch im Gefaengnis

Eine ganz besondere Erfahrung. Der Hase im Mond fuer ueber 60 Gefangene. Das erste Mal in ihrem Leben sehen diese Maenner ein Puppentheater life. Zur Frage der Konfliktloesung, sollen alle 3 Tiere Karotte teilen oder soll die Maus getoetet werden gibt es eine Kontroverse Diskussion. Waehrend einige die Maus toeten wollen ruft einer laut Mutter Erde will Gewaltfreiheit... und ein anderer alle Tiere sollen teilen...

 

Mit einer kleinen Gruppe dann der workshop. Wir basteln Puppen aus Socken, Pappe, Stoff und Wolle. Dann gebe ich verschiedene Aufgaben die von den Teilnehmenden unterschiedlich gespielt werden. Dieser workshop ist als kleine Schule der Welt angemeldet, wird unterstuetzt von engagement global in Deutschland.

Die Puppen spielen verschiedene Begegnungen zwischen Honduras und Deutschland, oder Europa. Wegen Regen auf dem Wellblechdach ist die Akustik schlecht. Wir reden ueber die Inhalte der Vorstellungen und ich bin echt beeindruckt ueber die Lebenserfahrungen meiner Teilnehmenden. Einer ist als Seefahrer in Europa gewesen und spielt gerne einen Italiener, ein anderer hat es bis in die USA geschafft, war aber jahrelang unterwegs durch Mexiko und spielt gerne einen Mexikaner. 2 x wurder er von den Zetas, einer der maechtigsten organisierten Banden gefangen und es gelang ihm zu fluechten. In Mexiko Stadt traf er Leute die ihm halfen.

Dann spielen ihre Puppen Geschichten aus dem Knast. Z.B. der honduranische Staat zahlt 13 Lempiras, ca 50 cent vom euro fuer das Essen jedes Gefangenen. Davon wird niemand satt. Die Koeche, auch Gefangene, verteilen aber nur einen Teil des Essens und auch das sehr ungleich. Den Rest verkaufen sie an die Gefangenen. Ein anderer berichtet von Schlaegen. Mehrere berichten das sie erneuten Prozess hatten und mehr Jahre dazu verurteilt wurden. 2 Kolumbianer sind im Gefaengnis weil sie auf einem Boot mit Drogentransport erwischt wurden, der Kapitaen aber ist frei. So wie sie erzaehlen fragen sie mich auch aus, ueber alles moegliche in Deutschland und anderswo

In vielem ist das Leben im Gefaengnis aehnlich wie draussen. Einige werden von anderen angestellt, es gibt sowohl Solidaritaet als auch Konkurrenz und Ausbeutung. Es gibt arme und reichere Gefangene. Sie muessen sich ihr Bett oder Zimmer kaufen und da gibt es unterschiedliche Kategorien. Es gibt auch Zimmer oder Betten fuer Sex mit der Besucherin, fuer 500 Lempiras mit Dusche, Bett und Fernseher, fuer 50 nur ein Bett im Zimmer und fuer 20 ein Bett ohne Zimmer. Ich treffe einen deutschen Gefangenen, er bekommt Sozialhilfe aus Deutschland, kann sich die Einzelzelle leisten, mit Bad, Kueche und Fernseher. Wenn er hier rauskommt wird er nach Deutschland fliegen, eine Wohnung und Harz 4 bekommen. Die anderen Gefangenen muessen sich im Gefaengnis ihr Geld zum ueberleben verdienen und draussen ist das nicht leichter. Wer einer Bande angehoerte und ausgestiegen ist hat wenig Chancen zu ueberleben. Und dennoch, sie loben und danken Coni die jede Woche mit ihnen arbeitet, sagen sie haben dadurch viel gelernt und wollen ein neues Leben beginnen. Auch zu mir zeigen sie extreme Dankbarkeit fuer den Workshop, fuer das Puppentheater, den Blick in die Schule der Welt. Nebenan ist das Frauengefaengnis. Der Gefaengnisdirektor sagt ich solle doch auch dort auftreten. Gut, beim naechsten mal.

13.2.

Am Morgen 2 Auffuehrungen in einer Schule, dann in einer Menonitenkirche bei der Muellkippe. 2 Freiwillige der Kirche rufen schnell eine Gruppe von Kindern zusammen. Die Auffuehrung ist anstrengend, dauernd fahren Muellautos und eine Baumaschine vorbei, so laut das nichts zu verstehen ist, und Kinder ungeduldig hinter die Buehne springen. Hinterher wollen einige Kinder und Muetter Geschenke haben. Das kommt davon weil die Kirche manchmal Spenden verteilt. Am Nachmittag casa del nino, ein Haus fuer Strassenkinder die hier wohnen. Es gibt viele so Haeuser, denn es gibt viele Strassenkinder. Anschliessend die letzte Auffuehrung in Loma Linda, einem Armenviertel ausserhalb der Stadt. Die Haeuser sind nicht vergittert, Angst und Gewalt sind weniger praesent als in der Stadt. Aber die Armut ist krass, Haeuser die im Regen zusammenbrechen, einige unterernaehrte Kinder. Blanca, die Kindergaertnerin hat die Veranstaltung organisiert. Sie erzaehlt das sie fuer ihre Arbeit der Kinderbetreuung 1000 Lempira, ca 40 euro im Monat vom Rathaus bekommt, ist aber seit ueber einem Jahr nicht bezahlt worden.

15.2.

Weiterreise an der Kueste in das Gebiet des Aguan Tals. Kilometerweit Palmoelplantagen. Die meisten Laendereien sind in Haenden des bekannten Grossgrundbesitzers Miguel Facusse.

Er hat seine privaten bewaffneten Sicherheitskraefte und es kommt immer wieder zu Gewalt gegen Bauern die ein Teil des Landes fuer ihre Ernaehrung beanspruchen, schon ueber 50 Morde seit dem Putsch 2009.

Ich besuche Gregorio, einen Menschenrechtler aus den USA, der in Guadalupe Carney in der Familie von Chabelo lebt. Gregorio erzaehlt, dieses Land wurde in den 80ger Jahren von US- Militaer genutzt zur Ausbildung der Contras, bewaffnete Gruppen die immer wieder Angriffe in Nicaragua machten. In den 90ger Jahren kamen Bauern, die in den 70gern in Agrarreform Landtitel bekommen hatten. Jedoch war das Land von einem Grossgrundbesitzer, der auch Polizeichef ist besetzt. Spaeter kam es zu gewalttaetigen Auseinandersetzungen, mit mehreren Toten auf beiden Seiten. Die Bauern haben nun ihr Land und mir scheint sie leben ganz gut. In Kooperativen bauen auch sie Oelpalmen an um Geld zu verdienen, aber sie bauen auch Grundnahrungsmittel an fuer den Eigenbedarf. Eine Palme braucht 3 Jahre bis sie Fruechte traegt und dann kann etwa 10 Jahre geerntet werden. Chabelo aber sitzt seit 2008 im Gefaengnis in Ceiba. Der Polizeichef beschuldigt ihn des Mordes. Gregorio hat Prozesse gegen Chabelo beobachtet und macht das Unrecht ueber Facebook und Internet bekannt. Gregorio begleitet auch andere Konflikte und leitet Delegationen aus den USA, z.b. als Wahlbeobachtung 2013.

16.2. Tela

Ich mache eine Pause in der touristischen Stadt Tela mit einem wunderschoenen Strand mit Palmen. Kinder, Jugendliche, Familien vergnuegend sich im Wasser, ein Mann angelt Fische vom Steg aus. Auch diese Freude ist Honduras. Ich gehe am Strand spazieren, komme zu einem Restaurant und einem Strand mit mehr auslaendischen Touristen, erkennbar an Bikini und Badehosen...

Auf dem Rueckweg zum Bus kaufe ich Obst. Der Verkaufer sagt: woher kommst du... was machst du... unterstuetzt dich die Regierung von Honduras... unterstuetzt deine Regierung Honduras... sag deiner Regierung sie sollen keine Hilfe an Honduras schicken, alles geht in Korruption...

 

17.2.

Das naechste Reiseziel Santa Barbara. Ich wohne bei Betty einer alleinerziehenden Mutter mit 2 Soehnen. Die Waende im Haus sind mit politischen Plakaten geschmueckt. Betty beteiligt sich an verschiedenen Organisationen, Frauenrechte, Umweltschutz, Widerstand gegen den Putsch, COPINH... und kandidierte als Abgeordnete fuer die linke Partei libre. Libre ist stark hier und hat die Rathaeuser in Santa Barbara gewonnen. Santa Barbara und das Wohnviertel ist relativ friedlich. Ich kann sogar bei Dunkelheit mit dem Fahrrad spazieren fahren. Im vorigen Jahr kam ein Drogenhaendler aus Copan der mehrere Leute ermordete und Angst verbreitete. Als ein Tankstellenbewacher kein Benzin verkaufte wurde er einfach erschossen. Irgendwer hat dann diesen Drogenhaendler ermordet und seitdem ist wieder Ruhe.

 

Am Morgen eine Auffuehrung auf dem Schulhof mit 70 Kindern der Klassen 1-6 und 2 Lehrerinnen. Eine Lehrerin greift die Botschaft des Teilens auf, diese in der Praxis umzusetzen. Es gibt immer nur ein Schulbuch fuer 6 Kinder. Sie sollen sich nicht drum streiten, alle haben das Recht zu Lernen.

Am Nachmittag kommen einige SchuelerInnen und die Lehrerinnen nochmal extra in die Schule damit ich ihnen zeige Puppen zu basteln. Die Lehrerinnen wollen mit den Kindern lernen ueber die Puppen Werte zu vermitteln und sie wollen auch mit den kleineren Kindern Puppen basteln. Also das gelernte weiter tragen..

18.2.

Rio Blanco. In Santa Barbara treffe ich mich mit 2 Leuten von PROAH. Auf einer ueberfuellten Camioneta, Kleinlaster fahren wir nach Rio Blanco, in das Dorf Tijera. Dort haben sich die Leute mehrerer Doerfer, indigene Lenca, die in COPINH organisiert sind gegen ein Staudammprojekt gewehrt. Verschiedene auslaendische Unternehmen sind an dem Projekt beteiligt.

Chinesen haben schon ein Wohnviertel fuer ihre Arbeiter gebaut. Dort leben nun erstmal Soldaten drin. Der Bau grosser Staudaemme fuehrt immer zu Ueberflutungen von Land und Austrocknung an anderer Stelle. Laut internationalem Recht muesste die Indigene Bevoelkerung vorher befragt werden, was nicht geschah.

Das Projekt ist erstmal gestoppt, aber niemand vertraut dem. Die Firmen haben mit Versprechungen von Arbeitsplaetzen und vermutlich einigen Geldern die Doerfer gespalten. Es sind schon Leute ermordet worden.

Wir treffen hier 2 weitere Leute von PROAH die das Puppentheater schon angekuendigt haben. Nun geben wir Ort und Uhrzeit noch ueber das lokale Radio bekannt. Es kommen Kinder und Erwachsene. Die anschliessende Reflexion passt zu ihrem Kampf. Ein junger Mann spricht ueber Gemeinschaft und eine alte Frau hebt den Schutz der Mutter Erde hervor.

Am Abend bekommt der Vater der Familie einen Anruf. Es geht um seinen Sohn der sich wie viele Honduraner auf den Weg der Migration nach USA gemacht hat. Er ist irgendwo in Mexiko und braucht Geld, denn er sei am verhungern, er will 100 Dollar. Es ist schon der zweite Anruf und die Anrufe kommen ueber verschiedene Leute. Wir vermuten er ist von irgendeiner Bande gefangen und diese erpresst nun die Familie. Eine Situation die immer wieder vorkommt, wir wissen aber nichts

19.2.

Um 4 uhr morgens machen wir uns auf den Weg, zu Fuss nach Santa Ana. Wegen dem Kampf zweier Busunternehmen darf der fruehe Bus nicht bis Tijera fahren. In Santa Ana faehrt er 5 uhr 30. Mit wechselnden Bussen kommen wir nach La Esperanza in das Buero von COPINH, der Organisationen der Lenca Voelker. Die Vorsitzende, Bertha begruesst uns ganz herzlich. Bertha hat uebrigens in Sueddeutschland 2012 den Shalom Friedenspreis erhalten. In Honduras gibt es Hetzkampagnen gegen sie, zeitweise musste sie sich verstecken, da es einen Haftbefehl gab. Vor kurzem hat sie aber die Gerichtsverhandlung gewonnen. Sicher haben die Eilaktionen und Solidaritaetserklaehrungen im In und Ausland dazu beigetragen. Am Abend fahren wir mit ihr im Auto die Erdstrasse hoch in das Lenca Dorf San Francisco de Opalaca.

Hier haben die Leute die alcaldia, das kleine Rathaus besetzt um den gewaehlten Buergermeister einzusetzen. Der regierungstreue Buergermeister war durch Wahlbetrug an der Macht und weigerte sich die Finanzen offen zu legen, nun hat er das Rathaus verlassen, aber es gibt Drohungen gegen die BesetzerInnen und Angst das Militaer koennte sie mit Gewalt vertreiben. Aber auch die Hoffnung eine indigene Regierung direkter Demokratie aufzubauen.

Wir werden von vielen Leuten erwartet, seit Stunden warten sie auf das Puppentheater. Meine Auffuehrung mit Mikrofon und grossen Boxen, die Lampen ueber mir... In der Auswertung spricht ein alter Mann, Mutter Erde schuetzen und von den Tieren lernen.

20.2.

Nach dem Fruehstueck wandern wir 4 Stunden in die montania verde, gruenen Berge. Bergauf und ab, mal trocken, mal Matsch, Baeume, wunderschoenes reiches Land, Kuehe, Pferde, Obstbaeume, Mais, Bohnen, Zuckerrohr. Honduras ist ein wunderschoenes Land mit viel Reichtum. Wenn die Bauern das Land haben, koennen sie gut leben und die Staedte miternaehren.

 

Meine Auffuehrung in der Schule fuer ca 90 Kinder. Rueckweg hilft uns ein Maultier den Anfangsweg... am Schluss dann in der Dunkelheit mit Taschenlampen weiter zurueck nach Opalaca.

21.2.

Spontane Auffuehrungen des Puppentheaters in der Schule 1. und 2. Klasse, dann Rueckfahrt mit Bertha nach La Esperanza. Wir nehmen einen kranken Mann mit, er muss ins Krankenhaus, und der oertliche Krankenwagen hat kein Benzin. Meine Freunde von PROAH bleiben in Opalaca um ein paar Interviews zu machen. Direkte Meinungen der Leute aufzunehmen.

Am Nachmittag wird eine Leiche gefunden, Justiniano Vásquez, Bruder des gewaehlten lenca Buergermeisters Entimo Vásquez. Er und seine Frau waren zuvor schon bedroht worden, einmal wurde ihr Haus angezuendet. Ein Verdaechtiger, der zu einer von Socorro Sanchez dem eingesetzten Buergermeister angefuehrten nationalistischen Gruppe gehoert, von der die Familie bedroht worden war wird festgenommen und der Polizei uebergeben, bald aber wieder frei gelassen. Auf Druck von COPINH kommt am Abend die Staatsanwaltschaft. Die Leiche wird von einem anderen Bruder und PROAH begleitet. Im Buero von COPINH wird telefoniert, Anklage veroeffentlicht, Radiosendung... Geld organisiert, Unterstuetzung gesucht...

22.2.

Wir fahren mit der Leiche nach Tegucigalpa zur Leichenhaus. Auf Verlangen von COPINH wird eine Utopsie gemacht. Auf der Strasse hoere und sehe ich eine Frau schimpfen und weinen, ganz laut, vermutlich wurde ihr Sohn ermordet. Vielleicht kennt sie sogar den Moerder. Freundliche froehliche Menschen bieten ihre Dienste an, es sind die Sargverkaeufer. Die grosse Mehtheit der angelieferten Leichen sind durch Gewalt gestorben, Mord und Verkehrsunfaelle fallen hier unter dieselbe Kathegorie. Sargverkauf ist eines der besten Geschaefte in Honduras. Ich will zu Fuss zum pbi Haus, es gilt nicht den kuerzesten, sondern den sichersten Weg zu finden...

 

23.2.

Tegucigalpa Workshop zum Puppen basteln in der Kirche Agape. Demnaechst werden sie den Kindergottesdienst mit Handpuppen bereichern

 

25.-27.2.

Zacate Grande. Eine Insel oder Halbinsel an der Pazifikkueste. Die ca 700 Familien leben von Fischfang, Krabben, was das Meer so hergibt und Anbau von Mais und anderen Grundnahrungsmitteln zur Selbstversorgung. Vor ca 30 Jahren kam einer der reichsten Maenner von Honduras, Miguel Facuse hierher. Er hat Hotels wo seine reichen Freunde mit dem Hubschrauber kommen und Urlaub machen.

Ein Teil der Insel ist eingezaeunt mit Wachen am Tor die bestimmen wer hinein darf. Einige InselbewohnerInnen arbeiten fuer ihn, besonders in der Saison, Ostern und Weihnachten. Der Konflikt hier, er will die ganze Insel privatisieren fuer Tourismus. Viele BewohnerInnen haben sich organisiert ihr Land und Strand zu verteidigen. Sie haben das komunale Radio La Voz de Zacate Grande. Neben dem Radio iste in ziviles Friedenscamp mit zeitweiliger Praesenz internationaler BeobachterInnen.

Meine Auftritte der Puppenbuehne im Kindergarten, der Grundschule in Playa Blanca und beim Radio. In einer Schule hier war es nicht moeglich, vermutlich wegen Einfluss des reichen Miguel. Schade, die anderen waren sehr begeistert.

27.2.

Ich fahre zurueck nach El Salvador. Danke Gott und all den Menschen hier die mir Schutz gaben, und die mich Teil haben liessen an ihrem Leben, ihrem Kampf, ihrer Arbeit und Traum fuer ein gutes Leben. Und mit denen ich mein Puppentheater, Erfahrungen und Traum teilen konnte.

Honduras 2011 Marcala, Festival del Cafe

Der Ort Marcala und seine Umgebung eben vor allem vom Café. Jedes Jahr feiern sie ein Cape Festival. Hierzu hatten sie mich eingeladen. Kaum angekommen wurden telefonisch erste Termine fest gemacht. 2 Aufführungen in der zweisprachigen Schule. Die Schule wird von den Eltern selbst verwaltet und finanziert. Später dann öffentliche Schulen und eine kirchliche Privatschule.

Mir wird berichtet, die Putschregierung sei immer am kürzen der Gelder für Bildung und erhöhe das Budget für Militär. Die LehrerInnen streiken dann oft und der Unterricht fällt aus. Beides führt zur Privatisierung der Bildung.

Eine Aufführung war im staatlichen Kindergarten für Kinder von Hausmädchen. Es sah sehr ärmlich aus, auffällig die durch gelegenen kaputten Matratzen. Beindruckende waren für mich die Worte eines Jungen zur Botschaft des Puppenspiels; „die Reichen sollen mit den Armen teilen“.

 

Zwei mal sind wir im Kanal 10, im lokalen Fernsehen aufgetreten, im Programm Carmencha und die Carmenchitos.

 

Am Workshop nahmen Bety, Carmen und einige Kinder teil. Es entstand die Puppenbühne mit Bühnenbild mit Bergen und Cape und ein Theaterstück:

Der Verkäufer versucht erst dem Publikum dann den Campesinos Maria und Juancho chemische Dünger und Pestizide aufzuschwatzen. Juancho kauft und benutzt dies im Cafetal.

Mutter Erde beschwert sich.

 

2 Kaffeepflanzen streiten miteinander. Die eine von Juancho gedüngte und die andere von Maria ökologisch geschützte. Jede bietet sich dem Publikum an und dieses soll entscheiden Das ganze im hiesigen Dialekt aufgeführt ist schon witzig.

 

Urkunde Cafefestival
Urkunde Cafefestival