Rundreise 2024 - El Salvador

Am 4.2. fanden Präsidentschaftswahlen statt. Ich war schon mehrfach als Wahlbeobachterin im Land aber in diesem Jahr organisiert hier keine NGO und keine Kirche Wahlbeobachtung. Auch von Wahlkampf ist außer so paar Plakaten, und die Verteilung von Lebensmitteln seitens der Regierungspartei, (subtiler Stimmenkauf) nicht viel zu spüren. Der jetzige Präsident Bukele hat alle Medien unter sich und auch die staatlichen Institutionen. Insbesondere unter den vielen Salvadorenos im Ausland hat er ein gutes Image. Er hat es geschafft das Land sicherer zu machen. Als ich vor 10 Jahren und vor 5 Jahren hier war hatte jedeR Angst vor den Pandillas, den Banden, welche ganze Wohnviertel beherrschten und sich gegenseitig bekämpften. Fast jeder musste Steuern an die Banden zahlen oder diese um Erlaubnis bitten für irgendwelche Aktivitäten. Bukele hat hart durchgegriffen und viele Pandilleros in die Gefängnisse gesteckt mit Anführern geheime Abkommen geschlossen, so das diese Ruhe geben, gleichzeitig aber ihre Besitztümer und Betriebe behalten und frei sind. Laut Grundgesetz darf Bukele nicht nochmal ins Amt, aber Grundgesetze werden ja in vielen Ländern von PolitikerInnen missachtet. 

Die höchsten Deviseneinnahmen im Land sind die „remesas“, die Gelder die Angehörige aus den USA schicken. Ihre Familien bauen Häuser und kaufen ein Auto. Nach 6 uhr morgens ist in und um San Salvador nur noch Stau. Bukele das das Image des Landes verbessert. Er hat die Mehrheit, insbesondere der in den USA lebenden MigrantInnen. Sie kommen im Urlaub und fühlen sich sicher. Endlich in Ruhe das Leben genießen ohne Raub und Erpressung. Bukele wurde wiedergewählt. Alle wissen es ist gegen das Gesetz. Aber niemand wünscht die Zeit zurück als die Banden regierten. Das aber ist die Drohung 

wenn der seit 2 Jahren andauernde Ausnahmezustand gelockert wird oder gar die Gefängnisse werden. Ein Busfahrer zeigt auf die Sitze im Bus „hier haben sie einen erschossen… hier auch 2 Leute… oft haben sie meine Reifen zerschossen… die Busgesellschaft zahlte die Miete… Jetzt haben wir Ruhe.“

Ein Rückblick in die Geschichte, Bürgerkrieg in den 80ger Jahren. Viele einfache Menschen, insbesondere vom Land kämpften für Gerechtigkeit in der FMLN. 1992 Friedensabkommen, Hoffnung auf ein besseres Leben. Die FMLN war mehrfach an Regierungen beteiligt. Einige soziale Reformen wurden erreicht, z.b. in Gesundheit und Bildung. Die Grundursachen der Kriege, das kapitalistische System wurde nie wirklich verändert. Armut, Migration, Klimazerstörung, Gewalt und Unsicherheit. Viele der KämpferInnen fühlen sich betrogen, auch von den eigenen Parteien. Dann tauchte Bukele auf mit seiner neuen Partei. Er versprach alles anders zu machen… sein Hauptthema Sicherheit. Er ist der erste der das geschafft hat.

Auf dem Land höre ich andere Stimmen. Viele der In den Gefängnissen verschwundenen sind unschuldig oder sie sind unter Zwang und Drohung rekrutiert. Familien wissen nicht ob sie noch leben... 

Hier ein Beispiel: Guarjila, eine Gemeinde die im Krieg vor den Angriffen des Militärs der 80ger Jahre nach Honduras geflüchtet und nach Jahren gemeinschaftlich zurückkehrte. Eine von denen die gut organisiert und traditionell mit der FMLN verbündet sind. Sie hatten hier selten Probleme mit Jugendbanden und es gab auch keine Erpressungen. 33 junge Menschen sind willkürlich verhaftet worden. Die 8 freigelassenen dürfen nichts erzählen. Über 100 Jugendliche sind geflüchtet. Wer Familie in den USA hat, sich die teuren Schlepperdienste, bis zu 15 000 Dollar leisten kann, schickt die Kinder in die USA.

 

Aber auch ältere Leute werden verhaftet, wenn irgendwer sie anzeigt. Ein über 50jähriger kam ins Gefängnis und nach einer Woche tot zurück. Er war schon krank und bekam keine ärztliche Versorgung. Im Zuge des Kampfes gegen Verbrecherbanden werden auch politisch unbequeme Menschen verhaftet, weil sie Menschenrechte und Umwelt schützen.

 

Aber die Hoffnung bleibt lebendig. So sind es wieder die kleinen Menschen an vielen kleinen Orten, die die Welt verbessern.

Unsere Partnerschaft mit dem Kinderzentrum El Zaite ist eine dieser kleinen Hoffnungen. Das Kinderzentrum mit bis zu 50 Kindern von 4 bis 6 Jahren ist das Herz der sozialen Organisationen. Das größte Problem ist jetzt die Finanzierung der Erzieherinnen, da die SpenderInnen aus USA gestorben sind. Wir helfen mit der Milanomi Friedensstiftung, weil die Arbeit sehr wichtig ist. 

 

Am Vormittag hatte ich hier einen Auftritt und am Nachmittag im Schulaufgabenbereich. Die Hausaufgabenbetreuung wird durch Missionare aus den USA unterstützt. 

 

Ich traf Mireilla und Carlos Mateo, die beide eine Patin in Deutschland haben. So nutzte ich die Gelegenheit Foto und Grüße auszutauschen. Die Kinder im Kinderzentrum malten Bilder für Kinder in Berlin.

 

In Santa Tecla war ich dann bei den Schwestern, Puppentheater in ihrer Schule für Vor und Grundschulkinder. 

Besonders beeindruckt mich jedes Mal wieder ein Besuch in der Schule Colegio San Martin de Porres. William, der die Schule gegründet hat, lebte als Kind in verschiedenen Waisenhäusern und wurde mit 12 Jahren nach Belgien adoptiert. Nach den Friedensverträgen 1992 kam er als junger Student in sein Land zurück und studierte Psychologie der Befreiung. Die Schule wird größtenteils durch Spenden aus Belgien finanziert. Zusätzlich zu den üblichen Schulfächern wählen die Kinder eine berufliche Orientierung. 1. Büroarbeit die hier auch Anwendung findet in der Verwaltung der Schule, Spenden etc. 2. Nähen, da werden auch die Schuluniformen genäht. 3. Kochen, die Schule betreibt ein Restaurant in Zaragoza. 4. Ökologische Landwirtschaft. Mit Geldern der belgischen Pfadfinder haben sie ein Stück Land gekauft. 2 Familien bewirtschaften das Land und sind gleichzeitig Lehrkräfte für die Kinder. 

In Morazan besuchte ich Segundo Montes, führte das Puppentheater in der Grundschule in Quebrachos auf. Ich wohnte im Studentenwohnheim. Hier wohnen Jugendliche die eine Unterstützung aus Deutschland haben zum Studieren. Zu viert teilen sie ein Zimmer. Dieses und andere Projekte sind vor allem Rudi aus Deutschland zu verdanken. Rudi kam in den 80gern über Caritas in eines der salvadorianischen Flüchtlingslager in Honduras. Er hat die Gemeinde bei der Rückkehr ins Land begleitet und ist geblieben. Beeindruckend ist auch die Altenarbeit. Jeden Vormittag gibt es Seniorenfrühstück für die Alten.

 

In Suchitoto spielte ich Puppentheater im Friedenszentrum und in der Schule, in San Agustin, Guarjila und Tecolucoin der Schule, in San Ramon Nachmittagsbetreuung, In San Salvador mit Jugendgruppe von FESPAD und in Mercedes Umania eine Frauengruppe im Workshop für Menschenrechte. Ich reiste mit Bussen, mit dem Boot und mit Auto.

Ein gutes Beispiel wie es auch möglich ist innerhalb der staatlichen Strukturen etwas zu verbessern zeigte mir Vidal. Er ist Schuldirektor in einer kleinen Dorfschule. Als er die Schule übernahm, stanken die Toiletten und der Schulhof war Staub. Er organisierte die Eltern, Toiletten zu reparieren und den Schulhof mit festem Boden. Baumaterial beantragte er beim Staat. Eltern beteiligen sich an der Schule. Er lud mich ein mit dem Puppentheater zu einem Fest für Vielfalt und Freundschaft. Für alle gab es Pizza, Eis und ein Getränk, gespendet von einer ehemaligen Schülerin, die in die USA migriert ist. Vidal ist stolz auf seine Schule.