Rundreise 2024 - Honduras

Der Bus von Segundo Montes, in El Salvador sollte eigentlich bis nach Marcala in Honduras fahren. Erst im Bus erfuhr ich das er zwar nach Honduras, aber nicht nach Marcala fuhr. Die Grenze ist sehr klein mit wenig Grenzverkehr, keine Geldwechsler keine Busse. Also gings zu Fuß und per Anhalter weiter. In Marcala traf ich dann Bety vom ökologischen Kaffeeanbau. Sie hatte für mich 3 Tage Programm organisiert.

Puppentheater auf einer Finca für Waisenkinder, und Kinder die nicht bei ihren Eltern leben können. Eine staatliche Institution bringt Kinder hierher, zahlt etwa 1000 Lempira/40 Euro im Monat für den Unterhalt. Mit Kaffeeanbau verdienen sie sich Geld dazu und haben Gärten, Milpa (Feld) Milchkühe und Hühner zur Selbstversorgung. Manchmal gibt es Spenden von evangelischen Kirchen aus den USA, weil ein Pastor das Haus leitet. Da gerade wenig Kinder da waren hatten einige ein eigenes Zimmer. Ich traf Kinder von 5 bis 18 Jahren. 

Dann waren wir in verschiedenen Schulen. In der Schule von COMSA, der Kaffeekooperativen, welche durch Prämien des fairen Handels aufgebaut wurde, kannten mich die älteren Kinder von meinem Besuch vor 5 Jahren. 

Zwischendurch waren wir immer wieder auf der Cafefinca von Bety. Sie hat Familien angestellt, die in der Zeit der Ernte auf der Finca wohnen. Auch für sie habe ich Puppentheater aufgeführt. Kleine Kinder spielen und große Kinder pflücken Kaffee. Sie zahlt den gesetzlichen Mindestlohn. 250 Lempira pro Tag oder 25 pro Stunde. Ein Euro sind etwa 25 Lempira. Wohnen ist frei und was so wächst kann jedeR nehmen, z.B. Orangen, Zitronen, Bananen und Feuerholz. Der Pflückerlohn beträgt 2 Lempira pro Pfund, bei guter Ernte schaffen einige Männer bis zu 200 Pfund am Tag. Am Ende der Saison wird es weniger, Frauen und Kinder pflücken auch weniger. Bety zeigte mir stolz ihre Experimente im ökologischen Kaffeeanbau von selbstgemachten Dünger aus Kaffeeschalen und Würmern bis zur Waschanlage die kein Wasser verbraucht. Marcala ist berühmt für den besten Kaffee. Vieles geht über den fairen Handel. Die Regeln sind streng. Zum Beispiel dürfen in den Kaffeefeldern keine Bäume abgeholzt werden. Das ist gut, aber es kommt vor das fremde Leute hier Bäume abholzen. Bety erlaubt das sie Feuerholz sammeln aber nicht abholzen. Jedoch will sie sich nicht mit den Banden anlegen, denn das ist lebensgefährlich. 

Am Schluss schenkte mir Bety noch einen Sack Orangen und Zitronen und brachte mich nach Utopia nähe Esperanza, meine nächste Station COPINH. In Utopia können viele Leute übernachten und daher konnten wir die Früchte teilen, aber auch Erlebnisse. Da war Pedro der sich freute das Juan Orlando Hernandez, der frühere Präsident von Honduras nun in den USA ins Gefängnis muss, wegen Drogenhandel. Pedro erzählte mir von seinen Erfahrungen in Gefängnissen in den USA und in Honduras. 

Alex, der Bildungsbeauftragte der COPINH brachte mich mit der Puppenbühne in die Schulen. Bevor der Unterricht begann stellten sich alle Kinder auf dem Schulhof auf. Eine Lehrerin hielt eine Rede zu Freundschaft und friedlichen Umgang miteinander. Das war wohl zum Valentinstag der hier als Tag der Freundschaft gefeiert wird. Jedenfalls passte das Friedenstheater gut dazu, 4 Aufführungen bis alle Jahrgänge von 1. Bis 9. Klasse es gesehen hatten. Alex sang im Anschluss dann immer ein Lied, welches er für Berta gedichtet hat. Berta war die bekannteste Feministin und Umweltaktivistin der COPINH. Sie wurde 2016 nachts im Bett erschossen. Ihr Geist bleibt lebendig und jedes Jahr gibt es Feierlichkeiten zum Gedenken (la siembra de Berta). 

Wir besuchten eine Schule, die selbst mit dem Geländewagen schwer zu erreichen war. Die Schule war geschlossen, die Lehrkräfte nicht da. Das passiert wohl oft in öffentlichen Schulen. Aber die Kinder kamen angerannt und das Puppentheater fand draußen statt. 

Nach einem weiteren Schulbesuch in Esperanza fuhr ich mit Bussen weiter nach Santa Barbara, nächste Station die Umweltschutzorganisation MAS. Die Umweltaktivistin Bety hat mir 3 Tage Programm organisiert. Sie ist gemeinsam mit Maria Caal aus Guatemala Protagonistin im Film „Dos Rios“. Ich wohnte bei Dona Berta in einem großen Haus nahe des Flusses Uloa. Ihr Sohn Alan hat jahrelang in USA und Spanien gearbeitet und Geld verdient. Nur so konnte er Land kaufen und Haus bauen. Er sagt Europa und USA ist zum Geld verdienen, Honduras ist zum Leben. Fast jeden Tag sind 2 Kinder hier die gegenüber der Straße in einem kleinen Haus leben. Sie leben mit Mutter und Stiefvater, denn ihr Vater wurde ermordet. Auch hier fällt oft die Schule aus und die Kinder kommen schon am Vormittag. Dona Berta ist glücklich hier 2 Enkel zu haben. 

Mit einem Kanu kam ich auf die Insel im Fluss und zu Fuß weiter ins Dorf und zur Schule. Bety, die beiden ältere Umweltschützer, Pedro und Isaias, die hier leben, 2 Lehrerinnen, etwa 40 Kinder und einige Mütter erwarteten mich schon. Nach dem Theater sprach ich länger mit Pedro und Isaias über Umweltprobleme der Region. Auch hier geht es um Widerstand gegen den Bau eines Wasserkraftwerkes, welches einige Dörfer überschwemmen würde. Ein großes Problem sind die Abholzungen der Wälder zum Holzverkauf ins Ausland und das Abbrennen für große Rinderherden. Die Besitzer der Rinderherden leben nicht auf der Insel. Im Mai sollen Gäste eingeladen werden und einige Kinder wollen ein Theaterstück zum Tag des Baumes aufführen. Etwa 20 Kinder kamen am Nachmittag zur Schule, brachten eine Socke mit und wir bastelten Handpuppen. Am Samstag trafen wir uns noch einmal um an einem Puppentheater zum Schutz der Bäume zu arbeiten. Nun liegt es an Pedro und Isaias die Kinder immer wieder zu versammeln um das Stück zu üben und zu verbessern und dann zur Aufführung zu bringen.  

Bety wollte mich nicht nur mit Theater beschäftigen, sondern noch einiges zeigen. Wir fuhren zu einem kleinen Dorf in den Bergen und besuchten ein älteres Ehepaar. Der Mann nahm uns mit in seine Milpa um Maís zu ernten. Einige Maiskolben waren von Eichhörnchen weggefressen. Mit einem halben Sack voll Maiskolben kamen wir zurück. Mais ankörnen, in die Mühle… und nach wenigen Stunden hatten wir Frühstück. Aus Mais wurden verschiedene Köstlichkeiten gezaubert. Ihr Land ist fruchtbar und die Leute leben gut von der Selbstversorgung. Während der Corona-Pandemie haben sie immer wieder Essen mit Stadtmenschen geteilt. Über INKOTA hatte ich einen weiteren Kontakt in Honduras. INKOTA wurde angefragt die OCDIH bei einem Projekt mit Jugendlichen zu unterstützen. Ich hatte die Gelegenheit darüber das Puppentheater in einer Schule für Jugendliche aufzuführen und dadurch mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Sie machen Bildungsarbeit mit Schwerpunkt Umwelt und Frieden. Jugendliche in Oberschulen werden eingeladen sich in ihrer Freizeit zu treffen. Meistens in der Schule, manchmal auch an Wochenenden in Seminarhäusern. Sie lernen mit verschiedenen Methoden zu Menschenrechte, Umwelt und Frieden. Es waren etwa 20 Jugendliche, alle haben Angehörige die in die USA migriert sind. Die Hälfte wollen später auch in die USA, denn in Honduras sehen sie keine Chancen auf gute Arbeit. 

Seit 2 Jahren haben wir einen Regierungswechsel von in Korruption und Drogenhandel verwickelten Regierung die das Land an Großkonzerne verkauften, hin zu Präsidentin Xiomara Castro, die von sozialen Bewegungen unterstützt wurde. Ich fragte immer wieder was sich verändert hat. COPINH, OCDIH und MAS sagten mir, sie können in Ruhe arbeiten ohne staatliche Verfolgung zu erleiden. In der Region um Santa Barbara erzählten sie mir von Verbesserungen in der Gesundheitsversorgung und im Straßenbau. Der Abbau der Korruption sei im Gange. Immer noch gäbe es viele „puestos Fantasma, Geisterpositionen, z.b. Lehrkräfte die ihren Lohn kassieren und fast nie in der Schule sind. Weiterhin verlassen viele Menschen das Land und die Gewalt des organisierten Verbrechens wird nicht gestoppt. In Nähe der Grenze zu El Salvador agieren derweil auch Banden die vor Bukele geflüchtet sind.  

 

In Honduras war ich nur 10 Tage und kann hier nur einen kleinen Einblick in meine Erfahrungen geben. 

 

pbi schreibt dazu: "Der Präsidentin Xiomara Castro gelang es auch in ihrem zweiten Amtsjahr nicht, die zu ihrem Amtsantritt gemachten Versprechen umzusetzen. Etwa in Hinblick auf den Kampf gegen die Korruption und das organisierte Verbrechen sowie den Schutz von MRV und die Stärkung der Rechte der indigenen Bevölkerung sowie der LGBTIQA*-Community. Honduras ist nach wie vor eins der gefährlichsten Länder für MRV, darunter Angehörige kleinbäuerlicher und indigener Gemeinden, Mitglieder der LGBTIQA+-Community und Journalist:innen. pbi arbeitete trotz dieser großen Herausforderungen stringent seit zehn Jahren daran, positive Veränderungen in Honduras zu fördern."

 

2023 setzte pbi dieses zivilgesellschaftliche Engagement fort: Vom überregionalen Empowerment-Workshop für Land- und Umweltverteidigerinnen; über die physische Begleitung von Organisationen, die sich u.a. bei der Pride-Parade für das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung einsetzten; bis hin zur Unterstützung Angehöriger von Opfern gewaltsamen Verschwindenlassens bei Gerichtsterminen.